DBVA-aktuell vom5.9.2012:
Stellungnahme zur Anhörung „Pflege“
im Landtag des Saarlandes am 05.09.2012
Besorgniserregende Entwicklungen in der Pflege
Der DBVA e.V. stellt für den Ausschuss Soziales, Gesundheit,
Frauen und Familie folgende Sachverhalte in der „Altenpflege“ dar:
Grundsätzlich können Straftaten in jedem Beruf stattfinden,
dies ist nichts für die Pflege Spezifisches.
Die weitaus überwiegende Mehrzahl der Pflegekräfte insbesondere
die in der Altenpflege haben Ihren Beruf gewählt, um mit großem
Engagement und Begeisterung zu helfen.
Die reale Arbeitssituation der Altenpflegefachkräfte in der
ambulanten und stationären Pflege ist jedoch meist von einem
Fachkräftemangel und mangelnder Zeit für den Einzelnen
geprägt. Darauf und auf den weiter größer werdenden
Mangel an Pflegepersonal macht der DBVA seit den 90er Jahren in Stellungnahmen
aufmerksam – zu finden auf der Webseite des DBVA.
Nach einer mehrjährigen Ausbildung kommen viele Altenpflegekräfte
in Arbeitssituationen, die zu oft geprägt sind von überbordender
Bürokratie (nichts gegen eine gute Pflegedokumentation!), Personalmangel
und Überbelastung. Das, wofür sie gelernt haben und was
für sie den Beruf ausmacht, können die wenigsten umsetzen
- menschliche Zuwendung. Unter diesen Bedingungen ist es nicht nur
für die zu Pflegenden sondern auch für die AltenpflegerInnen
schwierig und oft unmöglich eine menschenwürdige Altenpflege
umzusetzen. Viele verlassen schon nach wenigen Jahren mit großer
Enttäuschung ihren Beruf. Bei denjenigen, die bleiben,
kommt es oft zum burn-out.
Die meisten Menschen können sich nicht vorstellen, unter welchen
Bedingungen häufig in der Altenpflege gearbeitet wird.
Die AltenpflegerInnen arbeiten im 3-Schichtdienst, wegen
der meist dünnen Personaldecke und den krankheitsbedingten Ausfällen
von KollegInnen wissen Sie oft nicht, ob und wann sie am nächsten
Wochenende arbeiten müssen.
Auf der Webseite des DBVA findet sich der Bericht eines
DBVA-Mitgliedes, der Ihnen einen Blick in den Arbeitsalltag
in einem kirchlich
geleiteten Altenheim gewährt.
Altenpflegefachkräfte kommen häufig in den Konflikt, einerseits „mehr“ Zeit
für den Einzelnen aufbringen zu wollen und andererseits dieses
aber aufgrund des Anfalls von Bedarfen nicht umsetzen können.
Sie stehen oft im Zwang, ihren entwickelten Berufsethos hinten anstellen
zu müssen, da insbesondere für verwaltungstechnische und
dokumentationsrelevante Belange ca. ein Viertel der Zeit benötigt
wird.
Auch pflegewissenschaftlich neu begründete Handlungen können
häufig nicht umgesetzt werden, da Zeitmangel und mangelnder
Freiraum auch für individuell zu planende Maßnahmen die
Kreativität blockieren.
Der DBVA fordert deshalb seit langem:
- bessere Arbeitsbedingungen und einen gerechten Lohn in der Altenpflege,
- bessere Ausbildungsbedingungen und eine kostenlose Ausbildung,
- die fachliche Fort- und Weiterbildung von Mitarbeitern in der Altenhilfe.
Solange dieses nicht realisiert wird, ist aus Sicht des DBVA nicht
mit einer Verbesserung, sondern einer weiteren Verschlechterung der
Situation zu rechnen.
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Das Anschreiben an den Ausschuß als .pdf
Die Aufforderung zur Abgabe einer Stellungnahme als .pdf


