DBVA-aktuell vom29.8.2012:
Als 2. Bundesvorsitzender des Deutschen Berufsverbandes
für
Altenpflege e.V. (DBVA) frage ich das Bundesministerium für
Gesundheit, wie es angehen kann, dass derart viele Heimbewohner,
die ins Krankenhaus kommen, mit MRSA zurückkommen.
Das kann und darf nicht sein.
Desweiteren kritisieren wir, dass das System Krankenhaus kaum auf
die Bedürfnisse pflegebedürftiger Menschen eingestellt
ist. Es wird sehr schnell mit Dauerkatheter und PEG gearbeitet.
Freundliche Grüße
Martin Petzold (Fachpfleger für Gerontopsychiatrie )
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Sehr geehrter Herr Petzold,
vielen Dank für Ihre Email.
Krankenhausinfektionen und resistente Krankheitserreger sind in ganz
Europa ein
ernst zu nehmendes Problem. Jährlich erkranken in Deutschland 400.000 -
600.000 Patienten an Krankenhausinfektionen, ca. ein Drittel davon wäre
vermeidbar. Etwa 10.000 Menschen versterben laut aktuellen Schätzungen aus
Studien jedes Jahr in Deutschland an Krankenhausinfektionen. Verursacht werden
diese Infektionen häufig durch den Erreger "methicillinresistenter
Staphylococcus aureus" (MRSA). Staphylokokken sind häufig vorkommende
Keime. Die Besonderheit von MRSA-Bakterien ist, dass sie gegen die meisten Antibiotika
resistent sind. Für gesunde Menschen mit einer starken Immunabwehr sind
MRSA-Bakterien harmlos. Ist die Abwehrkraft jedoch geschwächt, kann eine Übertragung
des Erregers schwerwiegende Folgen haben. Infektionen mit MRSA sind vor allem
in Krankenhäusern und Altenheimen ein häufiges Problem.
Das Bundesgesundheitsministerium ist überzeugt, dass die Bekämpfung
von MRSA nur durch ein gezieltes Maßnahmenbündel erfolgreich sein
kann. Daher hat das Bundesministerium für Gesundheit neben dem Infektionsschutzgesetz
als gesetzliche Regelung auf Bundesebene eine Strategie zur Erkennung, Prävention
und Kontrolle von Antibiotika-Resistenzen, die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie
(DART), entwickelt. DART enthält umfassende Maßnahmen zur Erkennung,
Verhütung und Bekämpfung von Antibiotika- Resistenzen in Deutschland,
die bis 2013 umgesetzt sein sollen.
Zudem bestehen eine Vielzahl weiterer Maßnahmen und Regelungen zur Verbesserung
der Hygiene in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen. Das
Infektionsschutzgesetz enthält eine Reihe von Bestimmungen, damit die Gesundheitsämter
und die übrigen zuständigen Landesgesundheitsbehörden Maßnahmen
treffen können, um Krankenhausinfektionen zu verhüten und zu bekämpfen.
Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO)
beim Robert Koch-Institut hat Empfehlungen zur Verhinderung von Krankenhausinfektionen
erarbeitet, die regelmäßig aktualisiert werden. Sie befassen sich
mit betrieblich-organisatorischen und baulich-funktionellen Maßnahmen
der Hygiene, dem Hygiene-Management sowie Methoden zur Erkennung, Erfassung
und Kontrolle
dieser Infektionen.
Die KRINKO hat eine Empfehlung zur Prävention und Kontrolle von MRSA in
Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen ausgesprochen. Demnach
ist eine routinemäßige Untersuchung von Patienten oder vom medizinischen
Personal auf MRSA nicht erforderlich. Ein erhöhtes Risiko für eine
MRSA-Kolonisation wird u. a. bei Patienten mit bekannter MRSA-Anamnese, mit einem
länger als drei Tage dauernden stationären Krankenhausaufenthalt in
den zurückliegenden zwölf Monaten oder mit bestimmten Risikofaktoren
(wie chronische Pflegebedürftigkeit) gesehen. Das mikrobiologische Screening
(Test) auf MRSA umfasst in der Regel Abstriche der Nasenvorhöfe und
Abstriche von vorhandenen Wunden.
Obwohl MRSA in den Niederlanden seltener vorkommen als in Deutschland,
unterscheidet sich der generelle Umgang mit MRSA-Patienten und die
angewandten besonderen
Hygienemaßnahmen
(Isolation, Kittelpflege, Mundschutz, Handschuhe, Händedesinfektion) nicht
wesentlich. Der Unterschied liegt u.a. in der gezielten Suche nach MRSA-Trägern
unter den Patienten und in der Anzahl des beschäftigten Pflegepersonals
im Krankenhaus.
Ein wichtiges Projekt, um grenzübergreifend bezüglich dieses relevanten
medizinischen Problems zu agieren und den internationalen Erfahrungsaustausch
zu fördern, ist das EUREGIO -Projekt "MRSA-Net", ein grenzübergreifendes
Netzwerk in der Region Münsterland/Twente. Im Rahmen des Projektes soll
auch die Frage der unterschiedlich weiten Verbreitung von MRSA in Deutschland
und den Niederlanden geklärt werden.
Die wichtigste und einfachste Maßnahme zur Vermeidung von Krankenhausinfektionen
stellt die ausreichende Desinfektion der Hände dar. Um die Akzeptanz dieser
Maßnahme zu fördern, wurde im Januar 2008 die "Aktion Saubere
Hände" des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V., der Gesellschaft
für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung e.V. und des Nationalen
Referenzzentrums für die Surveillance von nosokomialen Infektionen ins Leben
gerufen. Die Kampagne wird vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert.
Dieses Schreiben ist im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit durch das Kommunikationscenter erstellt worden und dient Ihrer Information.


